Magisches Denken - Warum wird es abgelehnt?

Veröffentlicht am 7. März 2025 um 07:00

Hast du schon einmal einen bestimmten Gegenstand als Glücksbringer behalten? Vielleicht eine Münze gefunden und gedacht, dass sie dir Glück bringt? Oder hast du dir gewünscht, dass eine bestimmte Uhrzeit – wie 11:11 – eine Botschaft für dich ist?

Solche Gedanken sind uns allen vertraut. Sie gehören zum magischen Denken, einer tief verwurzelten Art, die Welt zu interpretieren. In vielen Kulturen ist es selbstverständlich, dass Rituale, Symbole und Gedanken eine direkte Auswirkung auf die Realität haben. Doch in unserer westlichen Welt wird das oft noch belächelt oder sogar abgelehnt. Warum eigentlich?

 

Warum fällt es uns so schwer, übernatürlichen Erklärungen Raum zu geben, während sie anderswo zum Alltag gehören? Was steckt psychologisch dahinter? Und könnte es sein, dass selbst die grössten Skeptiker insgeheim magisch denken – ohne es zu merken?

Lass uns eintauchen in die Welt des magischen Denkens und herausfinden, warum es für manche so wichtig und für andere ein rotes Tuch ist.

 

Was ist Magisches Denken?

Magisches Denken beschreibt die Vorstellung, dass unsere Gedanken, Rituale oder Symbole die Welt um uns herum beeinflussen können, auch wenn es keine rationale oder wissenschaftliche Grundlage dafür gibt. Es ist die Überzeugung, dass bestimmte Handlungen – seien es Worte, Gesten oder Objekte – das Geschehen in der Welt direkt steuern können.

Vielleicht kennst du solche Gedanken:

  • „Wenn ich heute meine Glückskette trage, wird mein Tag besser.“
  • „Ich darf nicht auf die Risse im Gehweg treten, sonst passiert mir etwas Schlechtes.“
  • „Wenn ich mir etwas ganz fest wünsche, dann wird es wahr.“
  • „Holz alänge!“ 😊
  • „Eine schwarze Katze läuft über die Strasse – das bringt Pech.“

Früher, als die Menschen noch keine wissenschaftlichen Erklärungen für viele Phänomene hatten, war magisches Denken ein wichtiges Mittel, um die Welt zu verstehen, Gefahren zu vermeiden und Hoffnung zu schöpfen. Doch auch heute ist es nicht verschwunden – es zeigt sich nur in anderen Formen und begleitet uns, oft ohne dass wir uns dessen bewusst sind.

 

Magisches Denken in anderen Kulturen

In vielen Teilen der Welt gehört magisches Denken ganz selbstverständlich zum Alltag. In vielen Kulturen wird es nicht nur als akzeptiert, sondern auch als zentraler Bestandteil der Weltanschauung betrachtet.

  • Afrika & Karibik: Ahnengeister und spirituelle Rituale sind tief verwurzelt. Die Menschen glauben, dass ihre Vorfahren Einfluss auf ihr Leben haben und dass Rituale dazu beitragen können, ihre Weisheit und ihren Schutz zu aktivieren.
  • Indien: Astrologie, Karma und Rituale beeinflussen viele Entscheidungen im Leben. Viele Menschen gehen nach den Sternen, wenn es um Heirat, Beruf oder wichtige Lebensentscheidungen geht.
  • China: Feng Shui und Zahlenmystik sind integrale Bestandteile des Alltags. Die Anordnung von Möbeln oder die Wahl des richtigen Datums für wichtige Ereignisse wird durch diese Traditionen bestimmt.
  • Lateinamerika & Orient: Der „Böse Blick“ oder „Mal de Ojo“ ist eine weit verbreitete Angst. Menschen glauben, dass Neid oder Missgunst durch einen Blick übertragen werden können und versuchen daher, sich mit Ritualen zu schützen.

 

Nicht nur in diesen Kulturen, sondern auch in westlichen Gesellschaften erleben wir eine Wiederbelebung alter Traditionen: Nordische Mythologie (Vikinger), keltische Rituale und Schamanismus haben heutzutage wieder viele Anhänger. Besonders unter jungen Menschen ist das Interesse an althergebrachten magischen Praktiken gewachsen.

 

Warum lehnt die westliche Welt magisches Denken ab?

  1. Wissenschaft und Aufklärung: Seit der Aufklärung ist das westliche Denken zunehmend von einem wissenschaftlichen Weltbild geprägt. Alles, was nicht messbar oder beweisbar ist, wurde als unwissenschaftlich und irrational abgetan. Magisches Denken widerspricht der Logik und dem empirischen Denken, was in der westlichen Welt zu seiner Ablehnung führt.

  2. Kulturelle Prägung: In westlichen Gesellschaften wird Rationalität grossgeschrieben. Wir leben in einer Welt, die von Technik und Logik beherrscht wird, und sind daher oft skeptisch gegenüber allem, was nicht wissenschaftlich fundiert ist.

  3. Psychologische Perspektive: Aus psychologischer Sicht wird magisches Denken oft als ein Überbleibsel aus der Kindheit betrachtet. Kinder neigen dazu, durch magisches Denken die Welt zu verstehen, indem sie an die Macht von Fantasie und Symbolen glauben. Mit zunehmendem Alter und der Entwicklung einer rationaleren Denkweise wird dieses Denken jedoch als kindlich und unbegründet abgetan.

 

Pseudo-Magisches Denken: Witch-Tok und New Age

In den letzten Jahren hat die Popularität von „Witch-Tok“ und New-Age-Bewegungen einen neuen Aufschwung genommen. Auf Plattformen wie TikTok werden Zaubersprüche und Rituale geteilt – oft ohne tiefgehendes Wissen oder fundierte Traditionen. Diese Form des magischen Denkens, die oft als „Pseudo-Magie“ bezeichnet wird, ist ein interessantes Phänomen unserer Zeit. Hier werden Rituale und Symbole zu einem Trend, ohne dass die dahinterstehenden kulturellen oder historischen Bedeutungen wirklich verstanden werden.

Begriffe wie „Manifestation“ oder „Law of Attraction“ aus der New-Age-Bewegung werden oft missverstanden und verkürzt auf das Prinzip, dass man seine Wünsche einfach in den „Kosmos senden“ kann, um sie zu verwirklichen. Diese vereinfachte Form des magischen Denkens kann dazu führen, dass Menschen die tatsächliche Tiefe und Bedeutung solcher Praktiken übersehen und in die Irre geführt werden.

 

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Ist magisches Denken wirklich irrational?

Obwohl viele Menschen magisches Denken als irrational abtun, hat es durchaus eine psychologische Funktion:

  • Es gibt Sicherheit: In unsicheren Zeiten oder bei schwierigen Entscheidungen greifen Menschen oft auf Rituale zurück, um sich etwas Kontrolle und Stabilität zu verschaffen.
  • Es gibt Hoffnung: Ähnlich wie bei religiösen Praktiken kann magisches Denken Hoffnung und Trost spenden. Es hilft, eine „höhere Macht“ zu aktivieren, die für das persönliche Wohlergehen sorgt.
  • Es stärkt das Selbstbewusstsein: Wer an seinen Glücksbringer glaubt, geht selbstbewusster an Herausforderungen heran. Das Vertrauen in ein Ritual oder einen Talisman kann die innere Stärke und den Glauben an den eigenen Erfolg fördern.
  • Es gibt Kontrolle: Rituale und Symbole vermitteln das Gefühl, Einfluss auf die Welt zu haben und Ereignisse in eine positive Richtung zu lenken.

 

Sollten wir magisches Denken wirklich ablehnen?

Magisches Denken ist nicht zwangsläufig irrational – es ist ein natürlicher Teil des menschlichen Bewusstseins. Während es in vielen Kulturen eine bedeutende Rolle spielt, wurde es in der westlichen Welt weitgehend verdrängt und als „Aberglaube“ abgestempelt.

Vielleicht denken wir alle ein wenig magisch, ohne es zu merken. Warum auch nicht? Solange es uns hilft, unser Leben zu gestalten und uns in schwierigen Momenten Hoffnung und Orientierung gibt, könnte es sinnvoll sein, es nicht nur als irrational abzulehnen, sondern als Teil unserer psychologischen und kulturellen Geschichte zu akzeptieren.

 

Was denkst du? Glaubst du an Zeichen, Rituale oder Magie? Oder bist du eher ein Skeptiker?

Lass es mich gerne in den Kommentaren wissen!

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